Seelze - Windrad

  • Veröffentlicht am: 27. Juni 2011 - 13:54

Die Grünen in Seelze hatten zu einer Besichtigung eines Windrades in Laatzen eingeladen. Alle Besucher waren begeistert.

Die Eindrücke der komplett bei der Besichtigung anwesenden Grünen Ratsmitglieder aus Seelze bieten einen außergewöhnlichen Bericht:

Ralf Marter berichtet:
[box]Besuch eines Windrades

Schon mal nicht schlecht, wenn bei einem Besuch bei/auf einem Windrad auch Wind weht.

Erste Erkenntnis. Durch den großen Durchmesser des Rotors und die daraus resultierende geringen Umdrehungen ist die Geräuschentwicklung, wie immer geschimpft wird, recht gering. Sowohl vor als hinter dem Wind. Das bekannte Flapp-Flapp-Flapp, also immer wenn der Flügel den Turm passiert, fehlt hier völlig.

Dann geht´s los.

Kurze Sicherheitseinweisung und hinauf die Wendeltreppe. Was sind schon 297 Stufen ´a 22 cm Höhe. Und das ganze im Kreis, ohne durch die Stufe durchsehen zu können. Sollte doch ein Leichtes sein. Wenn mein Vordermann/Frau nicht so langsam wäre, würde ich gleich zwei auf einmal nehmen. Uihh, das Geländer wackelt hat doch ein wenig. Ist ja witzig.

190 Stufen später.

Uff die erste, leider auch die einzige Zwischenplattform erreicht. Der Notsitz hat was Verlockendes. Kurze Informationen. Wie wird der Turm gebaut. Wann werden die M 28 Schrauben gewechselt ect. .

Weiter geht´s.

Stufe 210.

Ich sollte doch mal Abnehmen. Vielleicht waren es auch nur die Chips am Abend vorher.

Stufe 250.

Es könnte auch das letzte Weihnachtsfest gewesen sein, was mir hier zu schaffen macht.

Stufe – gefühlt 5000.

Warum geht mein Vordermann/frau so schnell!!!!

Geschafft!!!

Poh, welch eine Aussicht. Schaukelt ja doch ganz schön. Und hier ist es auch recht laut. Aha, das sind die Flügel und der Wind.

Was sind das für Geräusche? Lautes Klacken und ein starkes Summen? Ok, unsere Betreuerin wirkt nicht beängstigt. Wohl alles normal. Schön die Erklärung, dass das Windrad die Windrichtung und Stärke selbstständig erkennt und den Kopf immer in die richtige Position dreht. Damit wird das Schaukeln dann auch wieder doller.

Ok. Laut Erklärung hat es ja schon Kurill überstanden. Ist ja Bj. 2000. Da waren noch dollere Stürme, hat alles seine Richtigkeit hier. Wird auch schon weniger das Schaukeln. Jetzt werden wieder Kopf und Rotoren verändert und wieder schaukelt es.

Schon erstaunlich. In 65 Meter Höhe schaukelt ein 120 Tonnen schwerer Kopf mit Flügeln bis zu 0,5 Meter. Und das ganze mit einem Fundament was nur 2 Meter in den Boden eingelassen worden ist. Ich hoffe da mal auf gute Ingenierkunst. Das sind aber AKWs auch und was wir jetzt davon haben - ja, leider mehrfach Zwischenfälle mit 1000 von Toten und Millionen von m² verseuchtem Land hat sich gezeigt. 1,8 MW macht so ein Ding hier. Das ist doch ein Kleines Krümel AKW. Und dahinter stehen auch noch ein paar Räder rum.

Ob die jetzt auch so wackeln. Der Kopf hat sich wieder gedreht. Eigentlich nur ein wenig. Aber jetzt steht man besser zum Wind und der Ertrag ist größer. Ertrag ist ja wichtig. Muss ja alles bezahlbar bleiben. Bei rund 1 Million € ´a MW hat das Ding ja mal 1,8 M€ gekostet.

Ist das eigentlich mit Abbau? So ein Ding ist ja nach 20 – 25 Jahren nicht mehr rentabel.

Da muss es ja auch wieder zurückgebaut werden. Die Rotoren werden ja alle 10 Jahre gewechselt. Auch ein Akt - so ein Rotorblatt von 32 tonnen abzubauen. Dann noch den Kopf runter und die drei Elemente auseinanderschrauben und mit einem Kran abnehmen. eigentlich so abgebaut wie aufgebaut. 3 Tage hat der Aufbau gedauert. Der Abbau wird wohl auch so schnell gehen.

Das Eisen einschmelzen und das Kupfer zurückbauen, kann das Ganze wieder verwertet werden. Wie war das bei AKWs mit dem Rückbau? Wenn die Brennelemente nach ca. 10 Jahren so kalt sind, das sie Endgelagert werden können- welches Endlager eigentlich- dann beginnt der Abbau des Reaktors. Wieder ca. 10-15 Jahre. Die hochverstrahlten Teile schön kleinmachen, damit die gelagert werden können. Die mittel-verstrahlten Bauteile mit Unmengen von Säure in leicht verstrahlten Müll wandeln und den dann - ja wohin eigentlich? Asse fällt ja aus - ist aufgefallen. Naja, erst einmal zwischenlagern. Kann den Atombetreibern ja auch egal sein. Macht ja der Staat. Kostet die also nix.

Hier bei so einem Windrad ist das irgendwie anderes. Das muss Enercon vorher ja einplanen. Weil die das ja auch bezahlen müssen.

Ups wieder ausrichten der Rotoren. Mir reicht’s mit schaukeln. Noch ein letzter Blick in die Ferne und wieder runter. Komisch bin nicht der Einzig e- wenn einer geht- oder wie war das?

Eine Stufe nach der anderen - in der Mitte wackelt es nochmal sehr stark - aber die M 28 Schrauben haben mein volles Vertrauen.

Endlich - die Erde hat mich wieder. Naja, hier weht es immer noch recht dolle –a ber da oben geht´s echt ab. Wieder nur ein leichtes Surren hier zu hören.[/box]


Knut Werner fasst seine Erlebnisse zusammen: [box]Die Besteigung eines Windrades ist ein besonderes Erlebnis. Gott sei Dank ging es innen über 297 Stufen hoch. Oben angekommen bietet sich ein grandioser Ausblick in einer Höhe von rund 65 m. Beeindruckend ist, wie sich die Rotorblätter selbst immer in den richtigen Wind stellen und wie allein durch den Wind und das Drehen der Rotorblätter Strom erzeugt wird, ohne dass dazu etwas verbraucht wird und die Umwelt belastet. Der Wind sorgt auch für ein Schaukeln, das man in ca 65 m Höhe kräftig spürt. Dank der Technik fühlt man sich zu keiner Zeit unsicher und ist fasziniert davon, wie "einfach" doch Energie zu erzeugen ist. Der entscheidende Vorteil eines Windrades ist auch, dass es nach 20 - 30 Jahren abgebaut und durch ein neues ersetzt werden kann, die Kosten dafür aber schon beim Erstellen des Windrades vom Betreiber dafür hinterlegt werden muss. Es gibt auch keine Endlagerproblematik für die Teile des dann verbrauchten Windrades. Sie sind wertvoller Wertstoffmüll und werden dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt. Es ist eine Energie, der die Zukunft gehört. Davon bekommt man keine Alpträume.

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Frank Joosten fasst danach kurz zusammen:[box]Ich fand die ungeheure Kraftentfaltung hinter den Flügeln des Windrades sehr beeindruckend. Wie der Wind diese Masse so schnell zum Drehen bringt![/box]